© "Weihnachten im Spielzeugladen" von Jule
Das Jahr ist fast vorbei, der 3. und 4. Advent stehen bevor und damit das Weihnachtsfest, die Zeit zwischen den Jahren und dann – Silvester und das nächste Jahr!
Wir möchten Dir an dieser Stelle ganz herzliche Wünsche für diese besondere Zeit des Jahres mitgeben und uns bei Dir für Deine Treue und Unterstützung bedanken.
Zündest Du an den vier Sonntagen vor Weihnachten Kerzen an? Füllst du Nikolaus-Stiefel für Kinder? Stellst Du einen Weihnachstbaum auf und schmückst ihn? Oder schneidest und stellst Du Barbarazweige?
Mit der (Vor-)Weihnachtszeit, der Zeit „zwischen den Jahren“ oder auch den Raunächten und Silvester, steht eine Zeit bevor, die hoch ritualisiert ist. Bräuche stehen vor der Tür, und mit ihnen die Möglichkeit sie zu befolgen, oder auch nicht.
Wir kennen auch Rituale, die jünger sind: Die gemeinsamen Weihnachtsfeiern mit Kolleg:innen, Freund:innen und Bekannten, Schrottwichteln und Weihnachtslieder im Radio hören. Egal, ob die Rituale lange überliefert sind, oder sich erst im Freundes- oder Familienkreis herausgebildet haben – wir freuen uns jedes Mal aufs Neue darauf!
Aber warum eigentlich? Was macht Rituale zu so etwas Besonderem?
Rituale übernehmen eine ganze Reihe von Funktionen.
Zum einen markieren Rituale Zeit. Indem wir jedes Mal zur gleichen Zeit die gleichen Handlungen in der gleichen Rolle begehen, markieren wir, dass wieder ein entsprechender Zeitabschnitt gekommen ist – Weihnachten - oder vergangen ist – das Jahr.
Andererseits verdichten Rituale Zeit. Jede Einzelhandlung wird mit Bedeutung aufgeladen. Dadurch erscheint die Zeit durch das Ritual in seinem aktuellen Verlauf gestreckt. So fühlt sich der Weihnachtsabend länger an als an gewöhnlichen Tagen, durch Vorbereitungen, gemeinsames Essen, Bescherung und andere Rituale.
Doch nicht nur die Zeit wird markiert und verdichtet. Rituale wirken auch gemeinschaftsbildend. Dadurch, dass man bestimmte Traditionen gemeinsam erlebt, werden die einzelnen eine eingeschworene Gemeinschaft, zum Beispiel ein Kolleg:innen-, Freundes- oder Familienkreis.
Diese zeitliche und gemeinschaftsbildende Aufladung macht diese Zeit aber gleichzeitig so schwierig, weil Abweichungen gleich als Infrage stellen der Gemeinschaft erlebt werden.
Und das immer Gleiche kann sich einengend und beklemmend anfühlen. Zum Beispiel weil man sich nicht (mehr) zugehörig fühlt oder andere dabei sind, mit denen man am liebsten nichts (mehr) zu tun hätte. Das kommt nicht nur durch die Aufladung der Rituale, sondern auch dadurch, dass wir bei Ritualen bestimmte Rollen einnehmen.
Diese können lange eingeübt und komfortabel sein, denn sie geben uns Sicherheit im Umgang mit den anderen Personen. Sie klären, was wir von ihnen erwarten können und was nicht. Aber auch schwierig. Über die Rollen ist bereits festgelegt, wer welchen Platz in der Gemeinschaft hat und wie wer zu wem steht. - Am deutlichsten fällt uns das in der Familie immer bei der Sitzplatzwahl auf; achtet doch einmal darauf, ob es immer gleiche Plätze gibt, oder wer sich verändert und wer nicht.
Hier möchten wir euch ermutigen! Rituale sind nicht in Stein gemeißelt. Sie entstehen erst durch ihre immergleiche Wiederholung: Durch Dich. D.h., Du kannst Rituale aktiv verändern, wenn Du das möchtest. Du kannst die Mediationsfrage nutzen und Dich fragen: Wozu sind meine/unsere Rituale gut?
Die Performativität der Rituale erlaubt es, sie jedes Jahr neu zu variieren und Dich dadurch in eine andere Rolle zu begeben. Deshalb möchten wir Dich daran erinnern, dass Du Rituale jederzeit mit den anderen Personen neu verhandeln und nachjustieren kannst (Der alte TA Trick Verträge zu verhandeln ;-)) - Vielleicht verabredet Ihr in diesem Jahr gemeinsam einzukaufen, zu kochen, zu essen und abzuwaschen. Oder alle bringen ihr Lieblingsessen mit, Geschenke sind verboten und es wird gemeinsam gespielt. Oder nur die Erwachsenen sagen ein Weihnachtsgedicht auf ...
Und auch Rollen müssen nicht immer die gleichen bleiben: Neue Rituale haben neue Rollen! Vielleicht wirst Du zum neuen Gastgebenden, der bestimmt, wer wo sitzt? Oder Du gibst diese Rolle ab und beschränkst Dich darauf im Hintergrund dabei zu sein und probierst aus, wie es sich anfühlt?
Mit dieser Anregung verabschieden wir uns von Dir in diesem Jahr, wünschen Dir eine besinnliche, fröhliche Zeit und sagen schon einmal: Frohes Neues!
Dein intaqt Team Katharina, Jule, Thomas und Christhin |